Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Dr. Helmut Marko: «Die Updates müssen greifen»

Von Vanessa Georgoulas
Dr. Helmut Marko betont: «Wir haben ein starkes Team und deshalb bin ich zuversichtlich, dass da was kommen wird»

Dr. Helmut Marko betont: «Wir haben ein starkes Team und deshalb bin ich zuversichtlich, dass da was kommen wird»

In seiner Kolumne spricht der Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko über die Überlegenheit von McLaren, den WM-Titelkampf und die Überraschungen des jüngsten Rennens in Zandvoort.

Wir haben in Zandvoort das Maximum erreicht, denn McLaren war mit Lando Norris in einer eigenen Liga unterwegs. Das sah man auch am Ende, da kam Max Verstappen mit einem Rückstand von 22,8 Sekunden ins Ziel. Und wenn Lando den Start gewonnen hätte, wäre dieser noch drastischer ausgefallen.

Vor dem Rennen dachte ich angesichts des vorangegangenen GP in Spa, dass es nahezu unmöglich werden würde, in Zandvoort zu überholen. Deshalb ging ich auch davon aus, dass wenn Max den Start gewinnt, eine Möglichkeit besteht, das Rennen zu gewinnen.

Aber es gab relativ viele Überholmanöver, etwa von Carlos Sainz, Lewis Hamilton und Oscar Piastri. Auch Norris kam in der 18. Runde an Max Verstappen vorbei, als die Reifen von Max eingebrochen sind und das übliche Problem eingetreten ist und das Auto von Unter- ins Übersteuern übergegangen ist. Dadurch war es unmöglich, die Zeiten von Norris zu halten.

Wir hatten auch befürchtet, dass Piastri Max auch noch schnappt, denn er ist sehr schnell. Aber dann steckte er Gottseidank hinter Charles Leclerc fest. Warum das so war, ist mir noch nicht ganz klar, denn er war eine Sekunde schneller als Max unterwegs, bevor er auf Leclerc traf und nicht vorbeigekommen ist. Wir sind Leclerc sehr dankbar dafür, dass er ihn aufgehalten hat.

Eine weitere Überraschung war, dass Ferrari im Rennen unerwartet stark und Mercedes schwach war. Nach den Trainingssitzungen hatte man angenommen, dass Mercedes um den Sieg mitfahren würde. Von Ferrari war hingegen nichts zu sehen, mit ihnen hat man überhaupt nicht gerechnet. Und im Rennen lief es dann plötzlich. Ich denke, dass es solche Unterschiede zwischen den Rennergebnissen und den Trainings gibt, ist eines der Rätsel der Flügelautos.

Bei den Racing Bulls fehlte der Speed im Renntrimm. Yuki Tsunoda hat gezeigt, dass eine schnelle Runde möglich ist. Aber im Rennen fehlte das Tempo, sie konnten überhaupt nicht überholen.

WM in Gefahr?

Das Wetter und diverse Unfälle haben die Trainingszeit verkürzt, doch bei uns war das nicht der Grund, warum es im Rennen nicht nach Wunsch lief. Wir haben vielleicht den Fehler gemacht, dass Max mit zu viel Abtrieb unterwegs war. Sergio ist mit weniger Flügel angetreten und war im zweiten Stint schneller. Er hat dann natürlich den Platz nach Hause gefahren, seine Leistung war zufriedenstellend, mehr war da nicht drin.

Die Vermutung von Martin Brundle, dass Max absichtlich langsam unterwegs war, trifft nicht zu, das kann man so nicht sagen. Aber als er gesehen hat, dass Lando auf und davon ist, hat er nichts mehr riskiert. Der Unterschied zu Pérez war schlicht, dass er mit einem anderen Set-up unterwegs war. Wir dachten, dass er mit mehr Abtrieb weniger ins Rutschen kommen würde. Aber das hat ihn noch verwundbarer beim Topspeed gemacht, und trotzdem ist der Reifenverschleiss hoch ausgefallen.

Wir müssen jetzt die Balance wieder ins Auto bringen. Es wird hart gearbeitet, aber wann exakt wieviel Neues ans Auto kommt, ist schwer zu sagen. Wir müssen einfach zurückfinden, denn wir hatten bis zum Rennen in Schanghai oder Suzuka ein Auto, das überlegen und in der Balance optimal war. Allein wenn wir das wieder hinbekommen, dann ist das Vertrauen der Fahrer wieder da, das Auto rutscht weniger und der Reifenverschleiss fällt moderater aus.

Es geht also nicht so sehr darum, einfach neue Teile zu finden. Wir brauchen die Vorhersehbarkeit des Autos, die wir zu Saisonbeginn hatten. Es hat auch nichts mit der Abstimmung zu tun, vielmehr ist bei den neuen Teilen irgendetwas gekommen, das die Balance ins Negative verwandelt hat.

Wir werden sehen, wie es in Monza läuft, ich erwarte natürlich, dass McLaren wieder stark sein wird. Aber ich hoffe, dass wir ebenbürtiger werden und um den Sieg kämpfen können, denn in Zandvoort muss man eingestehen, dass wir deklassiert wurden.

Wenn es so weitergeht, dann ist die WM in Gefahr. Aber wir glauben, dass dies einerseits eine Strecke war, die vom Layout optimal zu McLaren gepasst hat. Andererseits waren die Temperaturen auch niedrig, da hat alles zusammengepasst. Aber es ist ganz klar, dass wir das Auto wieder in die Balance bringen müssen, unsere Updates müssen Wirkung zeigen, sie müssen nicht nur in der Theorie etwas bringen, sondern auch auf der Stoppuhr. Aber wir haben ein starkes Team und deshalb bin ich zuversichtlich, dass da was kommen wird.

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